Schon als kleines Mädchen bekam ich den Satz zu hören:
„Du bist halt ein verpatzter Bub.“
Das war nicht böse gemeint, sondern eine Mischung aus Beobachtung, Etikettierung und ganz sicher: völliges Missverständnis.
Ich war wild. Ich war barfuß. Ich war (vor)laut, ungestüm und mutig. Ich spielte stundenlang Kriegerin im Obstgarten, bastelte mir Schwerter aus Holz, kletterte auf Bäume und schlief den ganzen Sommer über im Heuboden oder Zelt. Ich zog an, was praktisch war: Hose, T-Shirt, fertig. Das Shirt war schmutzig? Egal.
Kleider mochte ich nicht, aber nicht, weil es Kleider waren. Sondern weil sie rosa waren, voller Rüschen und Rosenmuster, mit weißen Krägen und Druckknöpfen. Es war einfach nicht meins.
Damals wusste ich nicht, wie sehr dieser Satz – „verpatzter Bub“ – sich in meine Identität einbrennen würde. Wie er mein Bild von Weiblichkeit verzerrt, meine Entwicklung vom Mädchen zur Frau geprägt hat.
Ich fing an zu glauben, dass ich nur dann gesehen werde, wenn ich „der bessere Bub“ bin. Stark, klar, geradlinig, tough. Nicht verletzlich. Nicht weich. Nicht emotional.
Man sprach über mich, aber nicht mit mir. Sonst hätte man erfahren, dass ich das „Rosendings“ einfach nicht mochte. Nicht, weil es ein Kleid war. Sondern weil ich mich darin nicht finden konnte.
Mit den Jahren wurde ich immer härter. Zu mir selbst, zu meinem Umfeld, und vor allem zu meinem inneren Mädchen. Ich hatte gelernt: Weichheit ist Schwäche. Weiblichkeit ist nachrangig.
Ich war der „bessere Mann“. Und das funktionierte. Nach außen. Aber innen sah es anders aus.
Ich hatte den Zugang zu meinem eigenen Frausein verloren. Und mit ihm: den Zugang zu meiner Lebendigkeit, zu meiner Intuition, zu meiner Lust.
Mit 27 entschied ich mich, hormonelle Verhütung abzusetzen. Was als körperliche Entscheidung begann, wurde zum inneren Umbruch.
Ich begann zu erforschen: Was bedeutet es eigentlich, weiblich zu sein? Was bedeutet mein Frausein, jenseits von Klischees, Zuschreibungen und dem rosa Rüschenbild meiner Kindheit?
Ich begann, Röcke zu tragen. Nicht, weil ich „jetzt weiblich sein wollte“, sondern weil ich begann, mich selbst wieder zu fühlen. Ich grub mich von außen nach innen. Durch Schichten, durch Muster, durch Glaubenssätze. Vorbei am inneren Kind, hin zum inneren Mädchen.
Und dann kam da eine weitere Schicht:
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich gefragt:
Was macht mich an? Nicht im Kopf, sondern tief in meinem Körper?
Was bedeutet weibliche Lust, wenn ich sie nicht spiele, sondern wirklich spüre?
Was will mein Körper wirklich wahrnehmen? Jenseits von Erwartungen, Bildern und Reaktionen?
Und genau dort – im Kontakt mit meiner eigenen Lust, meiner körperlichen Wahrheit begann ich, meiner Inneren Frau zu begegnen.
Es war wie ein neues Level, das freigeschalten wurde. Ein Raum, der lange verschlossen war. Dunkel. Tief. Heilig.
Ich habe viel Zeit mit diesem Mädchen verbracht. Wir haben geweint. Wir haben uns gehalten. Immer wieder.
Bis ich bereit war, meiner Inneren Frau zu begegnen. Nicht der Idealvorstellung. Nicht der gesellschaftlichen Rolle. Meiner Frau. Mir selber.
Und das war harte Arbeit. Aber eine sanfte, achtsame, heilsame Arbeit. Ich habe gelernt, in mich hineinzuhören. Mich selbst zu führen. Mich selbst zu fühlen.
Heute spüre ich sie, diese Frau, in jeder Zelle. Ich atme sie ein. Ich trage sie mit mir. Ich spüre sie in meinem Herzschlag. Am intensivsten spüre ich sie beim Orgasmus. Wenn sie sich hingibt, bedingungslos, kraftvoll, lebendig.
Weiblichkeit ist nicht (nur) Weichheit, Röcke und Tränen. Weiblichkeit ist Wildheit. Weiblichkeit ist Tiefe. Weiblichkeit ist Klarheit, Rhythmus, Intuition, Lebendigkeit.
Weiblich ist die, die nährt und zerstört, wenn nötig. Die instinktiv weiß. Die spürt. Die tanzt. Die zögert. Die wartet. Die nicht linear funktioniert, sondern in Wellen, Zyklen, Spiralen.
Wie Clarissa Pinkola Estés in „Die Wolfsfrau“ so schön beschreibt:
Die wilde Frau in uns ist nicht „draußen“ – sie ist verloren gegangen. Aber sie ist immer noch da. Und jede von uns kann sich wieder mit ihr verbinden.
Was hat das alles mit Hormonen zu tun? Mit Zykluswissen?
Alles.
Denn wenn wir unseren Körper nicht kennen, nicht verstehen, nicht spüren, dann geben wir unbewusst Raum für fremde Identitäten. Dann übernehmen wir Rollen, die nicht zu uns gehören, weil uns das Wissen über unser eigenes Selbst fehlt.
Zykluswissen ist kein Extra. Es ist kein Trend. Es ist der Schlüssel zu unserer ureigenen Kraft. Zu Klarheit, Selbstbestimmung, innerem Frieden – und tiefer Verbundenheit mit unserer Sexualität.
Lass uns aufhören, Mädchen in Schubladen zu stecken.
Nicht jedes Mädchen, das Bäume liebt, ist ein „verpatzter Bub“.
Nicht jede Frau, die laut ist, ist „zu viel“.
Nicht jede, die weich ist, ist „zu schwach“.
Lass uns Menschen sehen, wie sie sind.
Nicht urteilen. Nur halten. Bedingungslos.
Röcke und Kleider tragen (my personal favorite)
Für mich ist das ein sichtbares, fühlbares Symbol meiner Weiblichkeit. Es schenkt mir Leichtigkeit und ein ganz anderes Körpergefühl. Und in der Ovulationsphase noch am liebsten mit sexy Unterwäsche
Frauenkreise besuchen
Und damit meine ich nicht nur spirituelle Kreise mit Räucherstäbchen (obwohl ich die liebe). Auch der nachmittägliche Kaffee- und Kuchen-Ratscher mit Freundinnen kann ein heiliger Kreis sein. Hauptsache, echte Verbindung.
Barfuß laufen
Barfuß laufen verbindet dich direkt mit der Erde. Es erdet, entschleunigt und bringt dich zurück in deinen Körper. Du spürst den Untergrund, jede Unebenheit, jede kühle Welle, jeden warmen Stein. Dieses unmittelbare Fühlen weckt die Sinnlichkeit — ein wesentlicher Teil unserer weiblichen Energie. Du kommst raus aus dem Kopf, rein ins Spüren.
Meinen Zyklus spürbar machen
Und so gut es der Alltag zulässt, danach leben, lieben und lachen. Die Ausbildung zur Zyklusmentorin war dabei eine große Unterstützung und hat mir einmal mehr geholfen meiner inneren Frau zu begegnen. Es ist nicht nur eine Ausbildung die Wissen transportiert, Fakten liefert und dich lehrt zu lehren. Es ist eine Ausbildung, die dich in deine Weiblichkeit bringt – eine Initiation. Eine Initiation in deine Weiblichkeit.
written by Cornelia Kugler, BA
Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen ist der erste Schritt. Doch wenn man diesen gegangen ist, stellt sich die Frage: „Wo fange ich an? Wo ist der Beginn des roten Fadens, für mein hormonelles Gleichgewicht?“.
Diese und noch mehr Fragen, sind einer Zyklusmentorin nur zu gut bekannt. Sie ist es, die den Beginn des roten Faden in Händen hält und Schritt für Schritt den Weg zu einem hormonellen Gleichgewicht zeigen kann.
