Jahrelang war mir nicht klar, warum mein Körper mir Signale sendete, die ich nicht deuten konnte. Im Austausch mit anderen wurde ich oft als zu sensibel oder sogar dramatisch bezeichnet. Ich begann zu glauben, dass mit mir etwas nicht stimmt. Warum spüre ich Dinge, die andere scheinbar gar nicht wahrnehmen?
Viele Fragen kreisten in meinem Kopf: Bilde ich mir diese Symptome nur ein? Bin ich wirklich zu empfindlich?
Als Teenager konnte ich das alles noch nicht einordnen. In einer Welt, die schnelllebig ist und in linearen Strukturen funktioniert, wie in der Schule, der Arbeit und im Alltag, ist es rückblickend kein Wunder, dass mein Körper irgendwann auf seine Weise zu reagieren begann. Ich hatte mich von meinem natürlichen Rhythmus entfernt.
Es brauchte Zeit, bis ich lernte, meinen Körper wirklich zu verstehen. Früher habe ich seine Signale überhört oder sie als Schwäche gesehen. Mittlerweile ist mir bewusst, dass jedes Unwohlsein, jede Erschöpfung und jede Veränderung eine Botschaft ist, der ich lauschen kann. Alles, was ich fühle, ist in Ordnung, auch wenn es manchmal schmerzt oder sich nicht gut anfühlt. Ich weiß, dass es wieder besser wird. So ist das Leben: Die herausfordernden Momente gehören genauso dazu wie die positiven, und alles ist immer wieder ein ständiges Balance-Spiel, in dem ich lerne, mich selbst zu halten.
Meine Sensibilität ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Ich weiß, dass ich nicht hier bin, um in ein System zu passen, das mich müde macht. Ich bin hier, um echt zu sein.
Echt zu sein bedeutet für mich, meinem inneren Rhythmus zu folgen. Dieser Rhythmus orientiert sich nicht an Kalenderwochen, sondern an meinem Körper. Mein Weg ist zyklisch, nicht linear. Ich bin Wandel, Wiederkehr, Pause und Neubeginn.
Mein Zyklus ist wie ein inneres Jahr, das sich immer wieder neu entfaltet. Je mehr ich der inneren Stimme lausche, desto klarer erkenne ich mich selbst. Kombiniert mit dem Wissen um meine individuellen Bedürfnisse und die Natur des weiblichen Zyklus kann ich jede Phase bewusster genießen, sie zu meinem Vorteil nutzen und in ihrer vollen Pracht leben.
Die Menstruationsphase ist die Zeit, in der ich mir selbst und meinem Körper erlaube, loszulassen. Ich ziehe mich zurück und werde still. Früher ignorierte ich diese Phase und wollte mit derselben Energie funktionieren, wie es das System von mir verlangte. Ich habe erkannt, dass diese Phase Heilung ist und mir erlaubt, neue Energie zu tanken. Ich schraube meine sportlichen Aktivitäten herunter und höre intensiv auf mein körperliches Empfinden. Was mir in dieser Zeit ebenfalls sehr guttut, ist Wärme: Eine Wärmflasche, wenn es doch mal ein wenig schmerzt, eine Tasse Tee und eine Kraftsuppe begleiten mich optimal in dieser Phase.
In der Follikelphase kehrt meine Energie zurück. Visionen und Ideen sprudeln in meinem Kopf. Es ist die Zeit, aufzublühen, mutig kleine Schritte zu wagen und mich daran zu erinnern, wie lebendig ich bin. In dieser Phase geht die Energie nach außen, und Kontakte zu knüpfen fällt mir besonders leicht. Mir ist es jedoch auch schon passiert, dass ich voller Tatendrang Treffen ausgemacht habe und später feststellte, dass ich in einer anderen Phase nicht mehr die Energie dafür hatte.
Die Ovulationsphase erlebe ich als besonders glückliche Zeit, voller Verbundenheit und mit einem offenen Herzen. Meine Energie fließt nach außen, ich teile mein Inneres mit der Welt. Sich selbst auf ein Date auszuführen, kann in dieser Phase besonders kraftvoll sein. Ich hatte tatsächlich ein Erlebnis, bei dem ich mich selbst in ein Café ausgeführt habe. Ich muss gestehen, ich bin mir nicht mehr sicher, ob es tatsächlich in dieser Phase war, jedoch wäre es sehr passend. Ich habe so viel Freude, Energie und Magie gefühlt. Bei dem anschließenden Spaziergang auf den Straßen sind mir Tränen gekommen. Ich habe mit allem, was ich gesehen habe, interagiert. Dieses Gefühl zu erleben war eines der schönsten, die ich hatte. Es sind kleine Momente mit intensiver Kraft.
In der Lutealphase geht es wieder nach innen. Ich spüre klar, wo meine Grenzen liegen und weiß, wann es zu viel ist. Diese Phase ist für mich besonders aussagekräftig, weil ich meine innere Stimme am deutlichsten wahrnehme. Hier darf ich mich auf den nächsten Zyklus vorbereiten und gut für mich sorgen. In der Vergangenheit kam es auch mal vor, dass ich eine Woche vor meinen Tagen grundlos traurig war oder mich Themen zum Weinen gebracht haben. Ich wusste damals nicht, wie mir geschieht. Ich wusste nur, dass es scheinbar jeden Monat erneut passiert, manchmal mehr, manchmal weniger.
Jetzt gelingt es mir, durch Fürsorge und das Wissen, was diese Phase benötigt, mehr darauf einzugehen, um solche Symptome zu lindern. Sie kommen heute sehr selten vor und meistens dann, wenn ich nicht gut genug auf mich geachtet habe.
Jede Phase trägt ihre eigene Weisheit, und gemeinsam bilden sie einen festen Bestandteil meiner inneren Welt. Ich nehme sie bewusst wahr, neben all meinen anderen Gefühlen und Impulsen, und folge dem, was sich für mich stimmig anfühlt. Ich habe aufgehört, auf Stimmen von außen zu hören oder meine innere Wahrheit zu ignorieren. Echt zu sein bedeutet für mich, mich selbst zu spüren und mich nicht länger zu verleugnen. Wenn ich meinem inneren Rhythmus vertraue, finde ich immer wieder zu mir zurück. Es ist, als würde mein Körper mich sanft daran erinnern, dass alles in mir bereits im richtigen Takt schwingt. Ich muss nur hinhören. In dieser Selbstakzeptanz liegt Freiheit. Und genau das ist für mich der wahre Tanz: nicht gegen, sondern mit mir selbst und dem Leben.
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Zitat: “Die Stimme deines Herzens ist leiser als die des Verstandes, aber sie kennt den Weg.” von Elisabeth Küber-Ross
written by Carolin Weiser
Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen ist der erste Schritt. Doch wenn man diesen gegangen ist, stellt sich die Frage: „Wo fange ich an? Wo ist der Beginn des roten Fadens, für mein hormonelles Gleichgewicht?“.
Diese und noch mehr Fragen, sind einer Zyklusmentorin nur zu gut bekannt. Sie ist es, die den Beginn des roten Faden in Händen hält und Schritt für Schritt den Weg zu einem hormonellen Gleichgewicht zeigen kann.
