Könnt ihr noch daran erinnern, wie ihr zum ersten Mal davon erfahren habt, was eine Menstruation ist?
Ich weiß es noch ganz genau. Ich war zirka 10 Jahre alt und gemeinsam mit ein paar älteren Nachbarsmädchen in unserer Nachbarschaft unterwegs, als plötzlich ganz geheimnisvoll über Blut, Schmerzen und Regel getuschelt wurde. Ich konnte damit erstmal nichts damit anfangen, aber das, was ich da hörte, hat sich sehr suspekt und beängstigend angefühlt.
Als ich vorsichtig nachgefragt habe, haben die Mädchen gekichert und nur nebenbei zu mir gesagt: „Ach, du Arme. Bald gehts bei dir auch los…“
Das hat sich bei mir eingebrannt.
Für wirklich lange Zeit. Als ich dann zum ersten Mal geblutet habe, hatte ich wirklich Angst. Ich habe es monatelang verheimlicht. Habe heimlich Binden meiner Mutter genommen und entsorgt. Mit niemandem darüber geredet. Gewartet, das es beginnt zu schmerzen – wie ich es gehört habe. Und gehadert, dass das nun wohl mein Leben sein sollte.
Die Jahre danach hatte ich eine ganz unschöne Beziehung zu meinem Zyklus. Er hat mich genervt. Es hat oft weh getan. Ich hatte das Gefühl, ich sei ausgeliefert. Und den Frauen, in meinem Umfeld, ging es anscheinend genau so. Da wurden die Augen verdreht, wenn eine Kollegin mal etwas launischer war.
„Die hat doch bestimmt ihre Tage….“
Da wurden Periodenprodukte heimlich auf der Toilette hin und her gereicht, als wäre es etwas Verbotenes. Und wenn überhaupt mal darüber gesprochen wurde, hörte ich nur, dass es furchtbar unangenehm sei und es alle leid waren, als Frau „diese Last“ zu tragen.
Viele Jahre später bin ich dann zum ersten Mal auf eine Frau getroffen, die mir eine neue Welt eröffnet hat. Die meinen Blick auf das, was da jeden Monat passiert, völlig verändert hat.
Ihre Worte waren:
„Weißt du, es ist das größte Wunder und Geschenk, das wir Frauen einen Zyklus haben! Es ist wunderschön und wir sollten diesem Wunder mit Stolz und Freude begegnen.“
Ich konnte anfangs gar nicht glauben, was ich da hörte. Zum ersten Mal sprach eine Frau in meiner Gegenwart positiv über den Zyklus!
Viele weitere Gespräche mit ihr, haben dann alles in mir verändert. Worte haben diese Macht. Sie können dein Bewusstsein verändern. Deine Ansichten. Dein Körpergefühl.
Ich habe also begonnen, positiv über meinen Zyklus, meine Blutung und all meine Gefühle dazu zu sprechen. Auch mit mir selber, denn wenn wir uns ehrlich sind: wenn wir selber nicht gut über uns und unseren Köper sprechen – wer sollte es denn sonst tun? Ich habe also begonnen, meine Worte weise zu wählen.
Die Frauen (und auch Männer) in meinem Umfeld waren anfangs oft irritiert, ablehnend und skeptisch. Aber mit jedem Gespräch wurde ein Samen gesät und irgendwann hat es sich gedreht!
Unsere Gespräche über unsere Menstruation wurden offener, liebevoller und ich merkte in meinem nahen Umfeld: da verändert sich auch bei den anderen Frauen etwas!
Irgendwann habe ich mich dann gefragt, ob wir als westliche Kultur die einzigen sind, die mit so viel Scham und Negativität über einen der natürlichsten Vorgänge der Welt sprechen.
Also begann ich zu forschen.
Etwa zwei Milliarden Menschen auf der Welt menstruieren. Über 1,5 Milliarden weitere Menschen hatten ihre Periode oder werden sie bekommen. (Quelle: Läuft. Die Ausstellung zur Menstruation” im Museum für Europäische Kulturen)
Genug Grund, um drüber zu reden. Oder etwa doch nicht? In islamischen Ländern, wie etwa der Türkei, sagt man, dass die Blutung der Frau die Strafe für die Sünden Evas ist. enstruierenden Frauen wurde deshalb eine Reihe von Verboten auferlegt. Und man spricht auf keinen Fall darüber.
In weiten Teilen Afrikas werden Frauen während der Periode geächtet. In manchen Gegenden Ghanas ist es Männern verboten mit menstruierenden Frauen in Kontakt zu treten. Die Frauen dürfen weder zur Schule gehen, noch kochen oder im Haushalt tätig sein. Da Kühe in Afrika heilige Tiere sind, ist es blutenden Frauen auch nicht erlaubt diese zu berühren. Sogar der Verzehr von Milchprodukten ist ihnen verboten.
Darüber sprechen? Absolut verpönt.
In ländlichen Gegenden von Indien, Nepal und Venezuela ist es heute noch üblich, dass Frauen in Menstruationshütten an den Rand des Dorfes verbannt werden, während sie bluten. Ohne Heizung oder Schutz vor wilden Tieren oder gewaltbereiten Männern sind menstruierende Frauen dort großer Gefahr ausgesetzt. Man darf nicht mit ihnen sprechen und die Blutung wird als „unrein“ bezeichnet. (Quelle: plan.de)
Die Menstruation ist also in vielen Teilen der Welt ein Tabuthema.
Es ist und war verboten, darüber zu sprechen, oder wenn dann wurde nur negativ darüber berichtet. So entstanden die wildesten Geschichten und Mythen. Wissen wurde nicht geteilt und ging somit verloren.
Klingt nicht so toll, oder?
Aber: es gibt auch wirklich schöne Beispiele auf der Welt, wie es auch anders geht:
Bei den Arapesh, einer Bevölkerungsgruppe auf Papa-Neuguinea etwa, wird das Einsetzen der ersten Regelblutung gefeiert. Die Verwandlung vom Mädchen zur Frau wird traditionell mit zahlreichen Riten begleitet.
Bei einigen Stämmen in Amerika wird die Menarche als eine spirituelle Entwicklung der Frau angesehen. Traditionell wird von der Mutter ein Fest ausgerichtet, wobei sie ihrer Tochter symbolisch einen Ring mit einem roten Stein überreicht.
Auch in Teilen Japans hat die erste Monatsblutung junger Mädchen einen ganz besonderen Stellenwert. Ihr zu Ehren wird ein Festtagsessen gekocht. Die heranwachsende junge Frau wird geehrt und reich beschenkt.
Bei den Cherokee werden menstruierende Frauen als heilig und mächtig angesehen. Der Übergang zur Frau wird freudig erwartet und gefeiert. (Quelle: worldrelief.org und plan.de)
Jetzt stellt sich für mich nur eine Frage:
Was braucht es, damit auch wir in unserer westlichen Welt unsere Blutung, unseren Zyklus und unser Frau-Sein wieder feiern?
Starten wir doch einfach mal damit, uns bewusst zu werden, WIE wir über dieses Wunder unseres Körpers sprechen. Mit uns selbst und mit allen anderen. Worte sind Macht. Nutze sie weise.
Let`s talk about bleeding. With love and passion!
Angelika Tegrovsky
💻Darum sollten wir mehr über die Periode sprechen /WDR: www.youtube.com/watch?v=SkxZZ8IJAyg
💻Philipp Hübl: Macht der Worte: www.youtube.com/watch?v=7Hw-hWtix8E
💻Power of Words – Wie Worte schon unsere Kinder beeinflussen: www.youtube.com/watch?v=ND_AIJQdw4Y
written by Angelika Tegrovsky
Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen ist der erste Schritt. Doch wenn man diesen gegangen ist, stellt sich die Frage: „Wo fange ich an? Wo ist der Beginn des roten Fadens, für mein hormonelles Gleichgewicht?“.
Diese und noch mehr Fragen, sind einer Zyklusmentorin nur zu gut bekannt. Sie ist es, die den Beginn des roten Faden in Händen hält und Schritt für Schritt den Weg zu einem hormonellen Gleichgewicht zeigen kann.
